Wird das immer gleiche Essen auf dem Teller langweilig? Dann lohnt es sich, einmal in die kulinarische Tradition anderer Länder einzutauchen. Die russische Küche hält dabei eine besonders große Zahl an Spezialitäten bereit, die sich überdies oft auch für die vegane oder vegetarische Küche eigenen.
Die russische Küche ist ein Geheimtipp für gesundheitsbewusste Ernährung
Sie ist ein wahrer Geheimtipp: Die russische Küche hält nicht nur einige besondere Gerichte bereit, sie kann auch für Feinschmecker interessant sein, die sich gerne gesundheitsbewusst und möglichst ursprünglich ernähren wollen. Denn wie kaum eine andere Koch-Tradition ist Russlands kulinarisches Erbe auch heute noch von der landwirtschaftlichen Vergangenheit des Landes geprägt. Besonders häufig kommt deshalb Gemüse zum Einsatz, die Gerichte sind oft bodenständig, eine Vielzahl von Suppen und Eintöpfen gehören zur Landesküche und natürlich werden alle Zutaten möglichst effizient genutzt.
Obwohl Russland der größte Flächenstaat der Welt ist, gibt es wenig regionale Eigenheiten in der Landesküche. Noch heute dominieren überall in Russland Einflüsse der zentralistischen Sowjetzeit, was sich natürlich auch auf den Tellern widerspiegelt.
Eng verbunden ist die russische Küche aber nicht nur mit der politischen Vergangenheit des Landes. Auch die Natur beeinflusste die Kochtradition im Land stark. Die weitläufigen Seen und Flusslandschaften bringen häufig Fisch auf den Teller uns sorgen dafür, dass selbst Kaviar auch für die Mittelschicht erschwinglich ist.
Und schließlich haben die langen und kalten Winter die Russen dazu inspiriert, herzhafte und nahrhafte Gerichte zu entwickeln, die den Körper wärmen und die Seele streicheln.
Doch auch die Religion spielt eine prägende Rolle: Im orthodoxen Christentum dürfen Gläubige, die meiste Zeit im Jahr kein Fleisch essen. Dies brachte vor allem eine Vielzahl an Spezialitäten hervor, die auch für vegane oder vegetarische Trend-Ernährung im Westen interessant sein können. Wir treten eine kleine kulinarische Reise an und bergen die hierzulande oft unterschätzten Leckereien der russischen Küche.
Borschtsch: Russlands Nationalgericht
Ob Wodka, Matrjoschka-Puppen oder epische Erzählungen großer Literaten vom Schlage eines Dostojewskis oder Leon Tolstois: Russland hat im Laufe der Jahrhunderte so einige kulturelle Besonderheiten hervorgebracht, die man nirgendwo sonst auf der Welt findet. Und natürlich gilt dies auch für die russische Küche. Bis heute ist russische Gastronomie↗ in westlichen Ländern recht rar gesät. Doch das ist kein Grund, die leckeren Gerichte nicht auszuprobieren. Denn in der Regel lassen diese sich recht einfach selbst nachkochen.
An erster Stelle der russischen Klassiker steht sicherlich der Borschtsch. Diese kräftige Rote-Bete-Suppe hat ein echtes Power-Gemüse als Grundlage und lässt sich klassisch mit Rindfleisch oder in vegetarischer Variante mit verschiedenen Gemüsesorten zubereiten. Jedoch: Ursprünglich kommt der leuchtend-rote Borschtsch in einer süßen Variante eigentlich aus der Ukraine, ist aber heute auch im östlichsten Teil des Landes, in Sibirien, nicht mehr vom Speiseplan wegzudenken und dort deutlich schärfer im Aroma.
Leckerer Import aus dem Kaukasus: Pelmeni stammen von georgischen Manti ab
Auch Pelmeni haben ihren festen Platz in der russischen Küche. Die kleinen Teigtaschen werden mit saftigem Fleisch gefüllt und sind umhüllt von einem zarten Mantel. Diese Leckerbissen, die an italienische Tortellini erinnern, sind nicht nur unglaublich schmackhaft, sondern auch Ausdruck traditioneller Handwerkskunst – ob gedämpft, gebraten oder in der Suppe. Pelmeni sind im Übrigen eng mit den kaukasischen Manti verwandt. Von dort aus fanden sie ihren Weg auf die Teller Russlands.
Ohnehin hat der Kaukasus mit seinen einmaligen Gewürzen und dem aromatischen Schaschlik einen großen Einfluss auf die russische Küche. Georgische Restaurants sind in Moskau zahlreich.
Bekannte Klassiker der russischen Küche: Olivier-Salat und Bœuf Stroganoff
Auch der Olivier-Salat verdient einen festen Platz in der Riege der Klassiker der russischen Küche. Mit würzigen Kartoffeln, knackigem Gemüse und zartem Geflügel ist dieser Salat ein Star auf russischen Festtagstafeln. Die Kartoffelsalat-Variante wurde im russischen Zarenreich vom französisch-belgischen Star-Koch Lucien Olivier in Moskau entwickelt und trägt noch heute dessen Namen. Sogar bis in den Iran schaffte es die Party- und Vorspeise, wo sie heute als „Sālād Olivieh“ serviert wird.
Doch natürlich kann man nicht über die russische Küche sprechen, ohne das berühmte Bœuf Stroganoff zu erwähnen. Zartes Rindfleisch in einer reichhaltigen Sahnesauce, verfeinert mit Gewürzen und serviert mit herzhaften Beilagen – dieses Gericht ist ein wahrer Gaumenschmaus und hat seinen Platz in den Herzen von Feinschmeckern weltweit erobert.
Diese kleine Auflistung zeigt bereits: Neben viel Gemüse und Eintöpfen, spielen vor allem Teigtaschen, Sahne und Sauerrahm eine große Rolle in der russischen Küche. Viele weitere Gerichte sind damit Abwandlungen der bekannten Klassiker. Dies beginnt bereits mit den Vorspeisen.
Blini, Sakuska und Okroshka – Vorspeisen gehören in Russland einfach dazu
Die russische Küche ist bekannt für ihre Appetithäppchen, denn ein richtiges Mahl besteht meist aus mehreren Gängen. In Russland beginnt eine Mahlzeit deshalb oft mit „Zakuski“ oder auch Sakuska, einer ganzen Auswahl an Vorspeisen. Diese appetitanregenden Leckerbissen bringen die Geschmacksknospen in Schwung. Einer der beliebtesten russischen Vorspeisen ist darüber hinaus der schon erwähnte Olivier-Salat.
Ein weiteres Highlight zum Anregen des Appetits sind Blini, dünne, pfannkuchenartige Teigfladen, die herzhaft oder süß gefüllt werden können. Ob mit Kaviar, geräuchertem Lachs oder süßen Beeren und Schlagsahne – Blini sind garantiert nie langweilig.
Eine verlockende Vorspeise ist außerdem die Okroshka, eine erfrischende kalte Suppe mit Joghurt, Kefir oder natürlich Sauerrahm, frischem Gemüse, Kräutern und gebratenem Fleisch oder Wurststücken. Diese leichte Köstlichkeit ist ideal für heiße Sommertage und ein wahres Geschmackserlebnis. Perfekt für heiße Sommertage, wenn man eine leichte und dennoch sättigende Mahlzeit sucht. Gazpacho auf Russisch.
Bei praktisch allen Gängen in der russischen Küche finden sich Piroggen auf dem Teller. In ihrer herzhaften Variante sind die Teigtaschen oft mit einer köstlichen Fleischfüllung gefüllt, wie zum Beispiel Hackfleisch, Hühnchen oder sogar Wildfleisch. Diese Zubereitungen dienen als Vorspeise, Hauptgericht oder Snack für zwischendurch.
Piroggen werden für den Nachtisch oft aber auch mit Früchten oder einer süßen Quarkfüllung versehen. Beliebte Variationen sind zum Beispiel Piroggen mit Kirschen, Äpfeln oder Beeren. Die fruchtige Füllung harmoniert perfekt mit dem weichen Teig und wird oft mit einer Prise Puderzucker bestäubt.
Auch für Veganer und Vegetarier geeignet: Suppen und Eintöpfe dienen oft als Hauptmahlzeit in Russland
Natürlich sind auch hierzulande Suppen und Eintöpfe ein idealer Ernährungstipp, für alle, die es günstig und gesund mögen. Die Gerichte eignen sich ideal zur Resteverwertung, sind besonders variationsreich und oft reicht schon ein Klecks Sahne, um aus dem Eintopf ein wahres kulinarisches Erlebnis zu machen.
Doch es muss nicht immer Omas Gemüsetopf sein. Denn auch in der russischen Küche sind Suppen und Eintöpfe in allen erdenklichen Geschmacksvariationen vertreten.
Neben der eingangs schon aufgeführten Rote-Bete-Suppe, auch als Borschtsch bekannt, nimmt die traditionelle Soljanka einen besonderen Stellenwert ein. Diese deftige Suppe vereint eine Vielzahl von Aromen und Zutaten wie Wurst, Gurken, Kapern und saurer Sahne. Ihre pikante Note und der reiche Geschmack machen sie zu einer beliebten Wahl in der russischen Küche.
Weiter geht es mit cremiger Kartoffelsuppe über Ucha – eine klare Fischsippe – bis hin zu herzhaften Fleischeintöpfen oder dem Schtschi, einer russischen Kohlsuppe. Natürlich lassen sich all diese Suppen und Eintöpfe auch in vegetarischen und veganen Zubereitungen genießen und sind damit eine echte Alternative, um den Speiseplan um einige tierproduktfreie Kreationen zu erweitern. Darüber hinaus spielt Buchweizen eine wichtige Rolle in der russischen Küche, der über besonders viele Mineralien und Vitamine verfügt und ebenfalls eine gute Nährstoff-Quelle bei veganer oder vegetarischer Ernährung bietet.
Vom Wildfleisch bis zum Kaviar: Auch Fleisch- und Fischliebhaber kommen in der russischen Küche auf ihre Kosten
Natürlich hat die russische Küche nicht nur köstliche Suppen und herzhafte Eintöpfe als Hauptgerichte zu bieten. Und auch, wenn tierische Produkte traditionell nur zu besonderen Anlässen auf den Tisch kommen, bietet das kulinarische Erbe Russlands auch Fleisch- und Fischliebhabern zahlreiche Köstlichkeiten – darunter das bekannte berühmte Bœuf Stroganoff und noch einiges mehr.
Was in Deutschland das Grillen und in den USA das Barbecue ist, ist in Russland der Schaschlik-Spieß. Saftige Fleischstücke, oft vom Schwein oder Lamm, werden auf Holzspieße gesteckt und über der Glut gegrillt. Die Marinade aus Öl, Zwiebeln, Knoblauch und Gewürzen verleiht dem Fleisch ein unvergleichliches Aroma.
Wer es etwas exotischer mag, findet in Russland leicht die Möglichkeit einmal echten Kaviar zu probieren. Zwar gilt dieser auch dort als Delikatesse und wird oft zu besonderen Anlässen serviert, ist aber weit erschwinglicher als in anderen Ländern und oft auch Bestandteil weiterer klassischer Zubereitungen. Die kleinen schwarzen oder roten Perlen harmonieren zum Beispiel mit Blinis, den russischen Pfannkuchen, oder mit Toast und entfalten ihren einzigartigen Geschmack im Mund.
Neben Fisch, Kaviar und Meeresfrüchten halten die Weiten des russischen Landes auch große Lebensräume für Wildtiere bereit. Entsprechend finden diese sich auch auf den Tellern von Feinschmeckern. Einige Restaurants bieten sogar Bärenfleisch an. Weil dieses jedoch sehr bitter ist, muss es mit Rind oder anderem Fleisch vermischt und ist in jedem Falle eine Geschmacksfrage.
Desserts: Süße Verführungen aus Russland
Ein echtes russisches Mahl besteht immer aus mehreren Gängen und so darf natürlich auch ein köstlicher Nachtisch zum Abschluss nicht fehlen. Von zarten Kuchen bis hin zu cremigen Puddings und süßen Teigtaschen – die russische Dessert-Kultur ist vielfältig und abwechslungsreich.
Ein absolutes Highlight der russischen Süßspeisen ist der Medovik, auch bekannt als „Honigkuchen“. Dieser mehrschichtige Kuchen besteht aus dünnen Teigplatten, die mit einer leckeren Creme aus saurer Sahne und süßem Honig gefüllt werden. Jede Schicht wird sorgfältig mit der Creme bestrichen, sodass der Kuchen eine herrlich zarte Textur erhält. Mit einem Hauch von Zitrone und Vanille ist der Medovik ein wahrer Genuss für alle Naschkatzen.
Für Liebhaber von süßen Teigtaschen sind die Wareniki ein absolutes Muss. Diese gefüllten Teigtaschen ähneln den bekannten Piroggen und werden oft mit Früchten, Quark oder Kartoffeln gefüllt. Sie werden entweder gedämpft, gekocht oder gebraten und mit einer großzügigen Portion saurer Sahne, der sogenannten Smetana, serviert.
Auch als Dessert gereicht, wird mit Eis aufgepeppter Kwas. Kwas wird aus fermentiertem Brot hergestellt. Damit ähnelt das Getränk dem in Deutschland erhältlichen Brottrunk. Kwas ist nicht nur an heißen Sommertagen eine willkommene Erfrischung, sondern ist dank seiner Millionen von Milchsäurebakterien auch besonders förderlich für eine gesunde Darmflora.
Der Schönkost-Rezept-Tipp: Original russischen Borschtsch selbst zubereiten
Bei solch einem reichhaltigen kulinarischen Angebot fällt die Entscheidung nicht leicht, welche russische Spezialität man als Erstes einmal selbst ausprobieren sollte. Doch wenn eine der vorgestellten Speisen den Rang als russisches Nationalgericht verdient, dann ist dies sicherlich Borschtsch. Natürlich variieren die Rezepte von Region zu Region ein wenig. Im Folgenden präsentieren wir deshalb ein einfaches Grundlagen-Rezept. Ähnlich wie bei einer guten italienischen Bolognese-Soße benötigt die Zubereitung jedoch ein wenig Zeit. Das Ergebnis ist dann aber auch ein echter kulinarischer Genuss.
Diese Zutaten benötigt man für 4 Personen:
- 500 g Rindfleisch, am besten mit Knochen
- 2 geschälte Rote Bete, in Streifen geschnitten
- 2 geschälte und gewürfelte Kartoffeln
- 1 geschälte und gewürfelte Karotte
- 1 fein gehackte Zwiebel
- 2 gehackte Knoblauchzehen
- 2 gehackte Tomaten
- 1/4 fein gehackter Weißkohlkopf
- 2 Liter Rinderbrühe
- 2 EL Olivenöl
- 2 EL Rotweinessig
- Salz und Pfeffer nach Geschmack
- Frische Petersilie oder Dill zum Garnieren
- Saure Sahne zum Servieren
Russische Küche zu Hause: Borschtsch richtig zubereiten
- Das Olivenöl in einem großen Topf erhitzen und das Rindfleisch darin anbraten, bis es braun ist.
- Die Zwiebeln und den Knoblauch hinzugeben und diese glasig anbraten.
- Die Rote Bete, Karotten, Kartoffeln, Tomaten und den Weißkohl in den Topf geben und die Rinderbrühe darüber gießen.
- Nun alles für ca. 30-40 Minuten köcheln lassen, bis das Gemüse weich und das Fleisch zart ist.
- Den Topf vom Herd nehmen und den Rotweinessig einrühren.
- Den fertigen Borschtsch mit Salz und Pfeffer abschmecken und alles noch einmal weitere 10 Minuten ziehen lassen.
- Nun wird serviert: Frische Petersilie oder Dill sowie ein Klecks saure Sahne veredeln den Borschtsch direkt im Teller
Das Rezept lässt sich auch wunderbar in einer veganen oder vegetarischen Variation zubereiten. Guten Appetit!